Donnerstag, 27. Dezember 2012

Unsicher

Der Tag war eigentlich sehr gemütlich, aber abends schleppte mich meine Familie in den Quellenhof nach Bad Ragaz, um uns das alljährliche Weihnachtskonzert anzuhören. Es war sehr schön, dieses Jahr im Big-Band-Stil und wie immer sehr intim und besinnlich.
Ich machte mich chic, da wir nach dem Konzert dort noch essen wollten. Also schnell Smokey Eyes geschminkt, meine schwarze Hermès Hose an, in ein paar schwarze Booty-Pumps geschlüpft und mein blau-schwarzes Marc Aurel Sequins-Top angezogen. Top sowie Hose sind in Grösse 36 und das einzige, was ich an chicen Sachen im Ferienhaus-Schrank habe! O-M-G!
Ich passte geradeso rein, ohne dass es blöd aussieht. Gott sei Dank haben beide Teile einen hohen Stretchanteil. Ich fühlte mich allerdings total unwohl. Meine Familie versicherte mir, ich sähe toll aus, aber ich konnte das nicht glauben. Ich kenne mein momentanes Gewicht und spielte den ganzen Abend nervös mit meinen Perlentropfen-Ohrringen ...
Beim Essen fühlte ich mich nicht wohl. Der Hummer schmeckte ausgezeichnet und die Mousse au Chocolat war ein Traum, aber trotzdem, ich spürte wie das Oberteil und der Hosenbund spannten und am liebsten hätte ich die Gabel in den Teller geworfen und wäre heulend auf's Klo gerannt.
Aber dann machte ich mir klar dass, wenn ich entscheide diesen Abend nicht zu geniessen, deswegen das Oberteil in diesem Moment nicht besser passen oder die Hose nicht eng sein würde. Also genoss ich die Entenleberpastete mit Mango-Chutney, hätte mich in den Hummer Thermidor reinlegen können und schmolz bei der Mousse au Chocolat dahin.
Ich ging mit meiner Schwester in den Waschraum und betrachtete mich im Spiegel. Ja, ich habe meine Problemzonen. Aber ich habe auch meine guten Seiten.

Und ich fand mich für einen kurzen Moment hübsch. 

Als ich zurück an den Tisch ging, war meine Unsicherheit noch nicht ganz verflogen, aber ich schaute beim gehen nicht mehr auf den Boden, sondern betrachtete die Frauen um mich herum. Ja, da sassen sie, die dünnen Zicken, die spärlich in ihrem Salat rumstocherten, die mich kritisch musterten, aber da sassen auch ganz normale Frauen, die mit ihren Familien einen schönen Abend genossen und keinen Blick an mich verschwendeten.

Ich setzte mich zu meiner Familie und verdrängte jeglichen Gedanken an die dünneren Frauen im Saal aus meinem Kopf - und es wurde ein wunderschöner Abend.

Stay positive! :-)



2 Kommentare:

  1. Ich finde es super, dass Du dich auf die guten Seiten konzentrierst :)
    Ich wünschte ich könnte das momentan..

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    1. Mir fällt es auch nicht leicht, das kannst du mir glauben. Ich zwinge mich dazu!

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